Jobwechsel

Jobhopping – Phänomen oder Trend?

„Ich bin dann mal weg!“ Das scheint das Motto der Jobhopper zu sein.  Kaum richtig im Betrieb eingelebt, schon wieder gelangweilt (?) und am Absprung. Doch ist das gezeichnete Bild vom ständig unzufriedenen und getriebenen Jobhopper tatsächlich wahr? Wir schauen uns das genauer an.

Du erfährst mehr über:

Was ist ein Jobhopper überhaupt?

Jobhopping kommt aus dem Englischen und bedeutet umgangssprachlich „häufige Jobwechsel“. Grundsätzlich ist das wechseln eines Arbeitsplatzes ja nichts Schlechtes. Unterschiedliche Arbeitgeber gehören auf einem Karriereweg dazu. Einige Experten raten sogar zu Jobwechsel, da so die Erfahrung gesteigert und die Entwicklung vorangetrieben wird. Unterschieden wird zwischen betriebsinternem Wechsel (Kein Jobhopping) und externem Arbeitgeberwechsel (Jobhopping).

 

 

Jeder zweite Österreicher steht einem Jobwechsel offen gegenüber

Das Problem am „Jobhopping“ ist die negative Behaftung. Früher verbanden viele Arbeitgeber damit keine motivierten, loyalen, „zum-40.-Arbeitsjubiläum-bekommen-Sie-eine-Uhr- Mitarbeiter, nein eher jemanden – nun wird’s hässlich – der Zeit und Geld nicht wert ist.

Wir sagen bewusst früher, denn Generation Y und auch ihr Nachfolger Z sind dabei das Jobhopping salonfähig zu machen. Wer nun denkt: „Klar, das betrifft nur die Jugend!“, der täuscht. Laut einer Umfrage von Xing ist jede/r zweite Österreicher/in offen für einen Jobwechsel und jeder vierte hat sich im Jahr 2019 aktiv auf eine offene Stelle beworben.

Heute muss schon das Gesamtpaket einer Arbeitsstelle passen. Geld hat dabei nicht die oberste Priorität. Arbeitgeber, die dem starren 8-to-5 Arbeitsmodel und den damit verbundenen unflexiblen Strukturen den Rücken kehren, haben gute Chancen, dass ihnen ihre Mitarbeiter längere Zeit treu bleiben. Der Fachkräftemangel verstärkt das Umdenken und lässt jetzt schon viele Arbeitgeber über Jophopping-Eigenschaften eines Bewerbers hinwegsehen.

„Was soll man machen, wir brauchen Fachkräfte,
da drückt man schon mal ein Auge zu.“

Davon abgesehen gibt es weitere durchaus positive Gründe, um einen Jobhopper einzustellen. Jobhopper werden als aktive und zielstrebige Mitarbeiter/innen beschrieben, die sich im neuen Arbeitsumfeld schnell zurechtfinden und flexibel anpassen können. Sie sind aufgeschlossen, ehrgeizig und streben nach Entwicklung. Diese Fähigkeiten sind in der gegenwärtigen Arbeitswelt unverzichtbar. Auch das Netzwerk, auf das die Allrounder zugreifen können, ist oft bemerkenswert. Ist ein Jobhopper voller Eifer dabei, kann er/sie auf eine Menge Praxiserfahrung zurückgreifen, wovon der neue Arbeitgeber profitieren kann.

 

 

Die Wechselklassiker

Ein Grund kann die fachliche Weiterentwicklung sein. Dies gilt als Wechselklassiker, auch unter „Nicht-Jobhoppern.“ Wer auf seinem Gebiet eine spezialisierte Fachkraft ist, möchte natürlich irgendwann Führungserfahrung sammeln und Führungsaufgaben übernehmen. Hier spielt natürlich auch das Gehalt eine Rolle. In manchen Unternehmen sind Aufstiegschancen strukturell bedingt begrenzt. Die Möglichkeit, mehr Verantwortung zu übernehmen, Neues zu lernen oder vorhandenen Fähigkeiten auszubauen, kann schlichtweg nicht gegeben sein.

Die Suche nach neuen Herausforderungen kann ebenso zu einem Jobwechsel führen. Um den Floskelstempel gleich abzuwenden, fügen wir hinzu, dass es um benennbare Herausforderungen geht.  Zum Beispiel: Größere Projekte umsetzen, größere Teams führen und unterstützen, neue Märkte erschließen, Produkte entwickeln und am Markt einführen oder Forschung vertiefen etc.

Weitere Gründe für einen Jobwechsel:

Private Veränderungen für Jobhopper

Veränderungen im privaten Bereich, wie beispielsweise Gesundheit, Nachwuchs, Umzug, persönliche Entwicklung, der Ausbau der Work-Life-Balance oder aber auch die striktere Trennung zwischen Privat- und Berufsleben sind oft ausschlaggebend für einen Jobwechsel. Ja, auch Beziehungsenden führen öfter zu einem neuen Job als man denkt.

Abwechslung gibt es auf verschiedenen Levels. Manchmal reicht ein einfacher Unternehmenswechsel nicht aus. Für einige Jobhopper muss es ein kompletter Neustart in einer anderen Branche sein.

Fehlende Chemie und der internationale Tellerrand

Dank der Globalisierung ist es heutzutage für Fachkräfte einfach, auf internationaler Ebene Erfahrung zu sammeln. Kann der bisherige Arbeitgeber keine Kooperationen oder Optionen in diese Richtung bieten, ist das für viele ein Grund für einen Jobwechsel.

Kann man sich nicht mit dem Unternehmenskurs identifizieren, ist ein Jobwechsel vorprogrammiert. Gemeint ist damit zum Beispiel, wenn Mitarbeiter/innen wiederholt auf Fehler bei Produkten oder Workflows hinweisen und diese negiert werden. Wenn Kundenfeedback ignoriert oder Mehrarbeit nicht abgegolten wird. Oder Dinge getan werden müssen, die gegen persönliche Prinzipien verstoßen.

Hin und wieder passt es einfach nicht. Der Funke springt einfach nicht über. In diesem Fall sind unterschiedlicher Humor oder Desinteresse noch die kleineren Übel. Beim Thema Mobbing, Intrigen und Gerüchte unter Kollegen brauchen wir wohl keine Erklärungen abzugeben, warum Mitarbeiter/innen einen Jobwechsel durchführen.

 

 

Jobhopper

 

Jobhopper bedeuten auch frischen Wind für Unternehmen

Wie so oft in unserer Gesellschaft, werden manche Dinge vorschnell beurteilt und über einen Kamm geschert. Die Vorurteile gegenüber Jobhopping ist in vielen Fällen unbegründet.

Jobhopper lernen unter anderem unterschiedliche Betriebe, teilweise auch unterschiedliche Branchen, deren Führungsstile, Teams, Innovationen, Prozesse und so weiter kennen. Die Kenntnisse aus den verschiedenen Jobs kann in manche festgefahrene Abteilungs- oder sogar Firmenstruktur frischen Wind bringen.

Jobhopper, das Chamäleon unter den Bewerber/innen unter der Lupe

Entgegen gängiger Vorurteile sind Jobhopper anpassungsfähig und verfügen über eine schnelle Auffassungsgabe. Sie zeichnen sich dadurch aus, sich schnell in unterschiedliche Teams einfügen zu können. Diese Begabung wirkt sich in den meisten Fällen positiv auf das Betriebsklima aus, was wiederum die Produktivität eines Teams stärkt und steigert. Jobhopping lässt Bewerber/innen oft als orientierungslos und inkonsequent erscheinen. Doch betrachten wir die Sache mal genauer: Die Arbeitskraft kommt aus eigener Motivation in den Betrieb. Sie beobachtet Führung und Teams aufmerksam, um sich anpassen und einfügen zu können. Wir wissen, dass die Eingliederung in ein produktives Team oder Abteilung definitiv nicht funktioniert, wenn die neue Arbeitskraft faul und antriebslos ist. Daraus lässt sich also auch schließen, dass die Leistungsbereitschaft bei Jobhoppern durchaus gegeben ist. Vielmehr scheint es gerade die Zielstrebigkeit zu sein, die einen Jobhopper dazu bringt, die Stelle zu wechseln.

 

 

Jobhopper sind ziel- und lösungsorientiert

Eine weitere positive Eigenschaft der Jobhopper ist ihre Macher-Mentalität. Statt heiße Luft zu erzählen, setzen sie lieber ihre Ziele und Pläne in die Tat um. Wo manche Mitarbeiter/innen Probleme als Ausreden zum Nichtstun nutzen, haben Jobhopper oft schon Lösungsvorschläge parat.

Jobhopping spiegelt einen Teil der Mentalität der Generation Y und Z wider. In festgefahrenen Strukturen werden und wollen sie ihr Potential nicht entfalten. Sie selbst erwarten Innovation und Fortschritt in einem Unternehmen und können durch ihren großen Erfahrungsschatz auch zur Entwicklung eines Betriebs beitragen. Durch ihre Einsicht in die verschiedensten Prozesse liefern sie oft Vorschläge zur Prozessoptimierung.

 

Risiko und Aufwand als Nachteil

Jobhopping kann von Arbeitgebern oder Personalchefs ebenso negativ gesehen werden. Leider lösen häufige Jobwechsel im Lebenslauf Unsicherheit und Misstrauen aus. Es ergeben sich Fragen wie: Gab es beim vorigen Arbeitgeber Probleme? War der/die Bewerber/in unzuverlässig? Ohne überhaupt mit dem Bewerber gesprochen zu haben, wird diese/r aussortiert. Das Risiko und der Aufwand werden als zu hoch eingestuft.

Jobhopper – beruflich unreif und demotiviert?

Wird zwischen verschiedenen Branchen hin und her gewechselt, kann es das Bild von Orientierungslosigkeit erzeugen. Ein Personaler geht dann davon aus, dass der Bewerber/in nicht weiß, was er/sie eigentlich will oder einfach kein Durchhaltevermögen hat. Ist die Assoziation mit beruflicher Unreife oder Demotivation erst einmal in Kopf, wird es schwierig, ihn allein mit der schriftlichen Bewerbung oder Lebenslauf vom Gegenteil zu überzeugen.

Vorurteile halten sich leider lange. Selbst wenn ein Jobhopper durch sein Engagement und Können punktet, bleibt oft die Angst, dass er/sie doch noch kurzfristig den Absprung macht. Zwar häuft man durch verschiedene Jobs viel Erfahrung an, doch ist es schwierig, in kurzen Arbeits- und Weiterbildungsphasen genügend Expertenwissen für eine Spezialisierung aufzubauen und schlussendlich auch befördert zu werden.

Wie begründet man Jobhopping im Lebenslauf?

Vorab ein wichtiger Punkt:  Versuch erst gar nicht Lücken oder häufige Jobwechsel zu vertuschen oder zu verschweigen. Im Gegenteil, es bringt nichts und kann im schlimmsten Fall zu Kündigungen führen.

Ehe du deine Bewerbung abschickst, kannst du dir einfach ein bisschen Zeit nehmen und die Vorteile aus jeder Jobwechsel-Entscheidung heraus arbeiten. Welche Talente und Fähigkeiten, die für den zukünftigen Arbeitgeber interessant sind, hast du gerade weil du unterschiedliche Job in kürzerer Zeit gemacht hast. Manchmal ist für einen Jobwechsel auch der Arbeitgeber verantwortlich. Beispielsweise wenn es zu Umstrukturierungen oder zu einer Insolvenz kommt. Auch das kann im Lebenslauf ebenfalls angeführt werden.

Arbeite Ähnlichkeiten oder Gemeinsamkeiten aus den verschiedenen Jobs heraus und fasse diese in einem Punkt zusammen.  Demzufolge können Personalverantwortliche zumindest einen rosaroten Faden in deinem beruflichen Werdegang erkennen.  Wenn es besondere Projekthighlights gibt, die für die Stelle relevant sind für die du dich bewirbst, solltest du diese hervorheben.

Hier ein ein paar Formulierungsbeispiele für Anschreiben und Lebenslauf.

Beispiel-Formulierung für Bewerbungen

In meinem derzeitigen Unternehmen sind die Spezialisierungsmöglichkeiten ebenso wie die Aufstiegschancen strukturell begrenzt. Da ich mich auf den Bereich _____ konzentrieren und spezialisieren möchte, ist die von Ihnen ausgeschriebene Stelle die ideale Möglichkeit, dies in die Tat umzusetzen.

Da mein derzeitiges Unternehmen mit Quartalsende geschlossen wird, bin ich auf der Suche nach einer Stelle in meiner Fachrichtung. Durch Ihre ausgeschriebene Stelle ergibt sich auch die großartige Chance zur Spezialisierung.

Die Entwicklungsmöglichkeiten in meinem derzeitigen Unternehmen sind leider nur beschränkt vorhanden, weshalb ich mich entschlossen habe, neue Herausforderungen zu suchen.  Ich bin mir sicher, dass meine Leidenschaft und mein Know-How zu Ihrem Unternehmenserfolg beitragen können.

Die befristete Anstellung in meinem derzeitigen Unternehmen endet mit 31.4. Zusätzlich kam es kürzlich in meinem familiären Umfeld zu Veränderungen, die mich besonders dazu motivieren, mich beruflich zu verändern. Die ausgeschrieben 25-Stunden-Stelle würde dazu erstklassig…

Seit 4 Jahren arbeite ich im Bereich ________. Ich konnte unterschiedliche Erfahrungen sammeln und meine Kenntnisse bei drei Branchengrößen auf nationaler Ebene ausbauen. Der nächste schlüssige Schritt soll mich auf internationales Packet führen, um….

 

Formulierungen für Lebensläufe

März 2017- Juni 2019  – Vertriebsassistent, Insolvenz des Arbeitgebers

April 2017- Juni 2019  – Vertriebsassistent, Stellenabbau wegen Umstrukturierung – Als Letzte/r eingestellt – deshalb als Erste/r entlassen.

Mai 2017- Juni 2019  – Vertriebsassistent, Abgeworben von; durch…

Juni 2017- Juni 2019  – Vertriebsassistent, Eigene Kündigung, um mein Potential auszuschöpfen/ zur Weiterentwicklung /

Juli 2017- Juni 2019  – Vertriebsassistent, zeitlich befristete Anstellung

August 2017- Juni 2019  – Vertriebsassistent, Karenzvertretung

September 2017- Juni 2019  – Vertriebsassistent, zeitlich begrenzte Projektmitarbeit

Zum Schluss das Allerwichtigste: Wer ein Produkt verkaufen will, muss vollkommen dahinterstehen. Steh deswegen selbstbewusst hinter deinen Entscheidungen. Zeig dem neuen Arbeitgeber die qualifizierte und erfahrene Fachkraft die du bist,  die auch das Jobhopping zum Teil aus dir gemacht hat.