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Greenwashing – Erklärung, Tipps oder die Kunst sich nicht verarschen zu lassen

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Blogcast - oesterreichjobs.com - Gelesen von JoeyGreenwashing - Erklärung, Tipps oder die Kunst sich nicht verarschen zu lassen

 

„Für unsere Produkte verwenden wir recyceltes Material. Entlang der Wertschöpfungskette unseres Produktes werden die Mitarbeiter*innen fair bezahlt. Wir spenden ein Prozent unseres Gewinnes zur Rettung des Regenwaldes.“ Klasse endlich Unternehmen, die wirklich etwas für unsere Umwelt und unser Klima tun wollen, oder? Leider nein! Denn in Wirklichkeit sind genau solche vage Aussagen nichts anderes als Greenwashing. Wie erkennt man also nachhaltige Unternehmen? Die Antwort darauf gibts in diesem Beitrag.

Was bedeutet Greenwashing?

Von Greenwashing spricht man, wenn ein Unternehmen mit Informationen wirbt, die irreführend sind und ein Produkt oder Dienstleistung als klima-, umwelt- oder menschenfreundlich darstellen. Leichter verständlich wird es mit den Beispielen von zuvor.

Für unsere Produkte verwenden wir recyceltes Material.

Grundsätzlich toll, doch es wird mit keinem Wort erwähnt, dass nur 0,6 Prozent des Materials recycelt ist und das restliche Material absolut nicht dem 3-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit entspricht.

Alle unsere Mitarbeiter*innen werden fair bezahlt.

Fantastisch, aber der größte Zulieferer des Unternehmens legt nicht besonders Wert auf faire Bezahlung und menschenwürdige Arbeitsbedingungen seiner Mitarbeiter*innen. Als „nachhaltiges“ Unternehmen sollten auch Geschäftspartner*innen Nachhaltigkeit auf allen Ebenen leben.

Wir spenden einen Prozent unseres Gewinns zur Rettung des Regenwaldes.

Auch das klingt nobel. Dabei lassen wir außer Acht, dass uns nicht genau kommuniziert wurde, ob dieser Prozent vom Gesamtgewinn des Unternehmens gespendet wird oder vom Gewinn eines Produktes. Egal, Spende ist Spende. Finanziert werden damit allerdings neue Autos (keine Elektroautos) , Funkgeräte und im schlimmsten Fall, natürlich völlig unwissend, die eine oder andere Waffe der Ranger.

Ist Greenwashing legal?

Da es keine gesetzliche Regelung oder Schutz für den Begriff Nachhaltigkeit gibt, ergibt sich ein sehr großer Interpretationsspielraum, der von einer findigen Marketingabteilung gekonnt genutzt wird.

Greenwashing - Erklärung, Tipps und die Rettung der Welt

Greenwashing ist für uns erkennbar. Lass dich nicht für dumm verkaufen!

Wie erkennt man Greenwashing?

Greenwashing ist oft nicht leicht zu erkennen, da Werbeslogans oder Kampagnen geschickt formuliert und präsentiert werden. Wir verraten dir 5 Indizien, die auf Greenwashing hinweisen können und die dann dein Recherche-Engagement erfordern, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Wörter und Formulierungen, die auf Greenwashing hinweisen können

Es gibt Wörter und Formulierungen, die absichtlich Spielraum für Interpretationen lassen. Werden solche Wörter bei Werbekampagnen von Unternehmen genutzt, solltet ihr hellhörig werden und ganz genau hinsehen beziehungsweise recherchieren.

Achtet bei Wörtern und Formulierungen wie:

  • Klimaneutral

  • Möglichst umweltfreundlich

  • CO₂-neutral

  • Naturnah

  • Aus Liebe zum Klima, der Umwelt oder der Natur

  • Natürlich

  • Nachhaltig

  • Naturverbunden

Greenwashing durch Produkte und Produktlinien

Wie kann uns ein Unternehmen am besten davon ablenken, dass es mit Nachhaltigkeit eigentlich so gut wie nichts am Hut hat? Ich könnte jetzt lügen und sagen, dass sich Unternehmen wirklich etwas einfallen lassen müssen, um uns zu täuschen, aber die Wirklichkeit ist ziemlich simpel. Denn es präsentiert uns einfach ein nachhaltiges Produkt oder eine Produktlinie und stellt es in den Unternehmensmittelpunkt.

Plötzlich lesen, hören und sehen wir nur noch von diesem klimaneutralen, umweltfreundlichen, natürlichen oder CO₂-neutralem Produkt der Firma XY oder der supertollen Recycling-, Umweltschutz-, Klimaschutz- oder Menschenrechtsaktion des Unternehmens. Und da steter Tropfen bekanntlich den Stein höhlt, lässt man es immer weiter tropfen.

Irgendwann glauben wir dann, dass das Unternehmen XY nachhaltig ist, weil man es uns die längste Zeit so präsentiert hat. Doch in den meisten Fällen macht so ein „nachhaltiges Produkt“ nicht mal einen Prozent des Produktangebotes aus. Klares Greenwashing also.

Greenwashing - Erklärung, Tipps und die Rettung der Welt (3)

Beim Greenwashing versucht man dich von etwas zu überzeugen, was in der Realität wahrscheinlich falsch ist.

Zweifelhafte Gütesiegel

Eine weitere Variante, die es Unternehmen ermöglicht, Konsument*innen von ihrer Nachhaltigkeit zu überzeugen, sind Gütesiegel. Kämen Sie auf die Idee, ein Fairtrade Gütesiegel nachzuschlagen und genau zu recherchieren, welche Kriterien für so ein Siegel erfüllt werden müssen? Also ich bisher nicht.

Wir gehen fast ein bisschen leichtgläubig davon aus, dass ein Gütesiegel hält, was es verspricht. Laut einer Studie der Europäischen Union ist es kein Problem, ein Gütesiegel zu erhalten, da die meisten Kriterien ziemlich locker gehalten werden.

Es hat mich schockiert festzustellen, dass selbst ein österreichisches Gütesiegel wie AMA als nur „bedingt vertrauenswürdig, mit mäßigem Nutzen für die Umwelt“ eingestuft wird.

Nicht selten entwickeln Unternehmen einfach passende Gütesiegel für ihr eigenes Produkt.

Greenwashing nachhaltig verpackt

Ich gestehe, ich fall immer wieder auf den Nude-Look von Produkten herein. “Grüne” Verpackungen, die uns natürliche Produkte vorgaukeln und von der industriellen Fertigung mit Geschmacksverstärker und Stabilisatoren ablenken sollen.

Braun-, Grün-, und Weißtöne täuschen uns oft, gemeinsam mit einem Etikett, das handgeschrieben aussieht, Nachhaltigkeit vor. Dabei war nicht mal die Rede von regional oder natürlich.

Der Look lässt uns automatisch davon ausgehen, dass es sich darin um reine Natur handelt.

Greenwashing

Es gibt Indizien, die auf Greenwashing hinweisen können. 

Greenwashing oder die Welt retten

Willst du dich nicht länger durch Greenwashing für dumm verkaufen lassen? Dann schau genau hin und frag nach. Lass dich nicht von scheinheiligen, falschen Gütesiegeln täuschen.

Wir haben, wie keine andere Generation vor uns, die Möglichkeit, Informationen, die uns offeriert werden, sofort zu überprüfen. Achte dabei darauf, wer dir die Informationen zur Verfügung stellt. Du wirst beispielsweise keinen ehrlichen Bericht über ein Gütesiegel bei jemanden finden, der das Gütesiegel selbst nutzt.

Es erfordert ein wenig Zeit und Engagement deinerseits, doch was sind fünf Minuten, wenn du dafür dabei hilfst, die Welt zu retten.

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