4 Tage Woche

4-Tage-Woche: Welche Vorteile ergeben sich für Unternehmen?

Die sagenumwobene 4-Tage-Woche, für die man aber trotzdem das volle Gehalt erhält: Die skandinavischen Länder machen es vor. Dort gehört sie bereits zum normalen Arbeitsalltag. Vier Tage arbeiten, drei Tage frei und trotzdem gleich viel verdienen, ist das in Österreich auch möglich? Und gibt es Unternehmen, die dieses Model bereit aufgreifen? 

Die letzte Anpassung der Arbeitszeit liegt in Österreich 46 Jahre zurück. Dazwischen wurde sie sogar erhöht. Doch die Zeiten ändern sich. Digitalisierung, Fachkräftemangel und die Forderungen der Generationen Y und Z nach mehr Flexibilität, Lebensqualität und vor allem mehr Zeit, werden immer lauter und bedeutender. Besonders für Unternehmen, die bereits jetzt vom Fachkräftemangel betroffen sind. 

Was hat es mit der 4-Tage-Woche auf sich? 

Um ehrlich zu sein, gibt es dazu unterschiedliche Varianten. Es ist möglich, dass die Stunden der 5-Tage-Woche auf eine 4-Tage-Woche umverteilt werden. Es kann auch sein, dass die Wochenarbeitszeit bei gleichem Lohn reduziert wird. Auch kürzere Arbeitszeit, weniger Lohn, dafür prozentuelle Beteiligung am Gewinn ist eine Idee. Die Varianten sind von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich und es kommen immer neue dazu. Das Wichtigste ist, dass es im Unternehmen transparente Richtlinien für eine 4-Tage-Woche gibt, die für alle Mitarbeiter*innen klar sind. 

Spannende Forschungsergebnisse lieferte Island 

Es gibt eine zweijährige  Studie aus Island, in der untersucht wurde, welche Auswirkungen eine 4-Tage-Woche auf Unternehmen und Mitarbeiter*innen hat. Das Ergebnis zeigt, dass …

  • … die Leistung und Produktivität bei den Mitarbeiter*innen mit einer 4-Tage-Woche gleich geblieben, wenn nicht sogar gestiegen ist. 
  • … auch die Überstundenanzahl nicht höher war als bei deiner 5-Tage-Woche. 
  • … die Umstellung auf eine 4-Tage-Woche wesentlich unkomplizierter ist als erwartet.
  • … Krankenstände reduziert werden konnten.
  • … Mitarbeiter*innen dieser Firmen mehr Zeit in sinnvolle Freizeitaktivitäten wie beispielsweise Sport steckten. 

Wo gibt es bereits die 4-Tage-Woche? 

In Ländern wie Island, Schweden, Neuseeland, ja sogar Japan wurde die 4-Tage-Woche bereits erfolgreich getestet. Die Arbeitszeitverkürzung ist ein Schweden in manchen Branchen bereits gang und gäbe. Doch auch Spanien hat Ernst gemacht und setzt auf die 4-Tage-Woche, zumindest als Probeprojekt für ein Jahr. Ist es gewinnbringend, übernimmt man es wahrscheinlich. 

Warum setzen Unternehmen auf 4-Tage-Woche? 

Das Einführen einer 4-Tage-Woche ist jedoch nicht  von einer Regierung abhängig, sondern von den Unternehmer*innen selbst. Auch in Österreich gibt es natürlich Unternehmen, die den Zukunftstrend bereits erkannt haben, die Arbeitszeit in ihrem Unternehmen zu verkürzen. Vorreiter sind aber nicht nur große Unternehmen, sondern auch „kleinere“ regionale Betriebe wie beispielsweise der oberösterreichische Energieversorger KWG, der Traditionsbetrieb Elektro Technik Jerabek in Kärnten oder der Installateur-Betrieb Kubica in der Steiermark

Vier Tage Woche

Was verspricht sich ein Unternehmen von der 4-Tage-Woche? 

Mehr Effizienz 

Die Umstellung auf eine 4-Tage-Woche ist tatsächlich auch eine Umstellung auf absolute Effizienz. Abläufe werden so im Unternehmen optimiert und verschlankt, dass das höchste Maß an Effizienz dabei entsteht. Man muss Zeitfresser aufspüren und ausschalten. Beispielsweise unnötige Meetings, schnellere, leichtere Kommunikation und klare Zuständigkeiten. 

Gleiche und sogar höhere Produktivität 

Die Studien aus den Vorreiterländern haben klar ergeben, dass bei den meisten Arbeitsstellen die Produktivität gleich blieb oder um bis zu 40 Prozent gesteigert werden konnte. Dazu ergaben sich ebenfalls höhere Motivation und Kreativität aus Freizeitaktivitäten, was man den neu organisierten und effizient ausgerichteten Arbeitsabläufen zu schreibt.

Weniger Krankenstände 

Durch die verkürzte Arbeitszeit ist es möglich, gesundheitliche Beschwerden zu verringern oder gar Präventionsarbeit zu leisten. Die Mitarbeiter*innen erhalten mehr Zeit, um sich zu erholen und sind deshalb auch weniger gestresst. Das führt zu weniger Fehlzeiten durch Krankenstand, was natürlich auch die Kosten reduziert. 

Employer Branding

Vorreiterunternehmen, die bereits die 4-Tage-Woche eingeführt haben, gelten für junge Fachkräfte, aber auch für Lehrlinge als besonders innovativ und flexibel. Die verkürzte Arbeitszeit liefert also ein schlagkräftiges Argument bei der Mitarbeitersuche. Besonders wenn einer Fachkraft oder einem Lehrling mehrere Unternehmen zur Auswahl stehen, kann solch ein Benefit ausschlaggebend sein. 

Senkung der Fluktuationsrate 

Die meisten Arbeitnehmer*innen, die die 4-Tage-Woche ausprobieren durften, wollen dieses auch beibehalten. Dieses Arbeitszeitmodell fördert demnach die Mitarbeiterbindung. Das bedeutet wiederum, dass die Fluktuationsrate in Unternehmen mit diesem Arbeitsmodell zurückgegangen ist.  

Wie ist eine 4-Tage-Woche bei Österreichs Unternehmen umsetzbar? 

Der Großteil an Pilotprojekten in verschiedenen Ländern hat gezeigt, dass eine 4-Tage-Woche umsetzbar ist und zudem noch gute Ergebnisse liefert. Voraussetzung ist, dass die Geschäftsführung richtig und langfristig plant, Prozesse optimiert, Zeitfresser aufspürt und Tätigkeitsfelder und Stunden analysiert. 

Die Belegschaft als Beraterstab heranzuziehen ist ideal, so kann man gemeinsam praktische Lösungsansätze ausarbeiten. Übergangsphasen und Nachjustierungsphasen müssen eingeplant werden.  

Ziel einer 4-Tage-Woche sollte es sein, wirklich nur vier Tage zu arbeiten und drei Tage freizuhaben. Es ist keine 4-Tage-Woche, wenn Mitarbeiter*innen zwar nur vier Tage am Arbeitsplatz sind und dann in ihrer Freizeit trotzdem jederzeit erreichbar sein müssen. 

Punkte im Arbeitsvertrag zur 4-Tage-Woche

Mit den Mitarbeiter*innen sollte man eine vertragliche Vereinbarung treffen. Darin sollten neben den üblichen auch die speziellen Punkte der 4-Tage-Woche geregelt sein, wie beispielsweise 

  • welcher Tag in der Woche als freier Tag gilt, 
  • wie viele Urlaubstage zur Verfügung stehen,
  • Lohn/Gehalt,
  • Stundenanzahl etc. 

Ist die 4-Tage-Woche also für alle Unternehmen in Österreich umsetzbar?

Nun, es gibt Branchen, bei denen ist eine Verkürzung der Arbeitszeit schwer umsetzbar. Besonders in der vom Fachkräftemangel geschüttelten Pflege- und Gesundheitsbranche. Dort herrschen indessen schon extreme Zustände, würde man eine 4-Tage-Woche einführen, hätte diese wohl schwerwiegende Auswirkungen. Auch in Betrieben, deren Arbeitsabläufe schon effizient und die Mitarbeiter*innen ausgelastet sind, würde dieses Arbeitsmodell vermutlich zu einer Überbelastung führen. 

Fazit 

Plant ein Unternehmen die Umstellung auf die 4-Tage-Woche langfristig, hat es Prozesse optimiert und die Umsetzung durchdacht, kann dieses Arbeitsmodell sehr gut umgesetzt werden.