Gehaltsverhandlungen- So verhandelst du richtig

Gehaltsverhandlungen: So verhandelst du dein Gehalt richtig

Gehaltsverhandlungen werden dich dein ganzes Leben lang begleiten. Dennoch verursacht der Gang ins Büro des*der Vorgesetzten manchen ein mulmiges Gefühl. Muss es aber nicht. Denn du leistest für dein Gehalt schließlich engagierte und motivierte Arbeit. Ob nun für Gehaltsverhandlungen beim Jobwechseln, bei einer Beförderung oder nach der Probezeit, bei uns findest du Tipps, wie du richtig verhandelst und was du absolut unterlassen solltest. 

Gehaltsverhandlungen oder Gehaltsangleichung?

Zuallererst ist dein*e Arbeitgeber*in zur Zahlung einer Gehaltserhöhung nicht verpflichtet. Deine Bezahlung ist reine Verhandlungssache. Manchen Arbeitgeber*innen sind aufgrund von Betriebsvereinbarungen oder andere Regelungen die Hände gebunden ist. Kannst du allerdings diskriminierende Gehaltsunterschiede (dies wird im Fachjargon Gender Pay Gap genannt) aufgrund des Geschlechts beweisen, kann eine Gehaltsangleichung gefordert werden.

Gibt es den einen richtigen Zeitpunkt für Gehaltsverhandlungen? 

Nein, es gibt nicht nur den einen richtigen Zeitpunkt. Es gibt sogar mehrere, die dir die zeitlichen Voraussetzungen für eine aktive Verhandlung bieten. Übertreiben solltest du es allerdings nicht. Gemeint ist damit, dass du nur alle ein bis zwei Jahre das Gehalt neu verhandeln solltest. Das ist das Höchste der Gefühle und es muss immer einen guten Grund dafür geben. Nur nicht gierig werden.

Gehaltsverhandlungen nach Probezeit 

Hat man die Probezeit erfolgreich überstanden und dem*der Chef*in bewiesen, dass man den Job mehr als nur beherrscht, eine Hands-on-Mentalität an den Tag legt und die perfekte Ergänzung zum Team ist, kann man das Gehalt verhandeln. Dies ist ein sehr früher Zeitpunkt, deshalb solltest du deine  Forderungen nicht übertreiben, aber eine kleine Anpassung kann durchaus drin sein.

Gehaltsverhandlungen beim Jahresabschluss: Mitarbeitergespräch 

In manchen Unternehmen führen Vorgesetzte am Ende des Jahres Mitarbeitergespräche. Besonders wenn das Jahr von der Unternehmensleitung als erfolgreich bewertet wird, kannst du das Thema Gehaltserhöhung anschneiden. Ist das Mitarbeitergespräch nur sehr kurz, kannst du die Bereitschaft für Gehaltsverhandlungen abklären und einen Termin dafür vereinbaren. Dann und wann kommt es sogar vor, dass Vorgesetzte ihrerseits das Thema Gehalt auf den Tisch bringen. 

Gehaltsverhandlungen so verhandelst du richtig

Das jährliche Mitarbeiterabschluss-Gespräch bietet sich für Gehaltsverhandlungen an.

Gehaltsverhandlungen bei Positionswechsel  

Ein weiterer guter Zeitpunkt um eine Gehaltsverhandlung zu führen ist, wenn du einen höheren Posten mit mehr Verantwortung übernimmst. Aber auch ein neuer Vertrag bietet wieder die Möglichkeit, das Gehalt zu verhandeln. Wird dein Vertrag verlängert, hat dein*e Chef*in auch das nötige Vertrauen in dich und weiß um deine Leistungen.

Eine Versetzung innerhalb des Unternehmens bietet dir die Gelegenheit, das Thema Gehalt bei deinem*r Vorgesetzten anzusprechen. Besonders, wenn diese Versetzung zusätzliche Aufgaben mit sich bringt oder dich in eine andere Abteilung führt.

Gehaltsverhandlungen vor Abschluss eines Projekts

Ideal kann auch der Zeitpunkt kurz vor dem Abschluss eines erfolgreichen Projektes sein. Warum gerade davor und nicht danach? Nun, dann hast du den Vorteil des “Gebraucht-werdens”,  denn du musst das Projekt schließlich noch erfolgreich beenden.

Mit wem führst du am besten die Gehaltsverhandlungen? 

 In erster Linie mit der Person, die die Vollmacht dazu hat. Ist das bei dir der*die Abteilungsleitende, dann solltest du auch mit ihm*ihr darüber sprechen. Nie einfach zum*r Geschäftsführer*in übergehen, weil dieser*diese dir vielleicht sympathischer ist. Die Zusammenarbeit ist nach so einem Vorgehen belastet und das Vertrauen angeknackst. Auf lange Sicht wird so eine Zusammenarbeit schwierig. 

Wie viel willst du überhaupt rausschlagen mit deinen Gehaltsverhandlungen?

In Österreich setzt man bei Gehaltsverhandlungen immer zwischen drei und zehn Prozent an. Es wirken allerdings noch andere Faktoren auf die Gehälter von Arbeitnehmer*innen ein.  

Die Position

Es gibt im Unternehmen natürlich eine Hierarchie. Ein „Frischling“ kann nicht gleich viel verdienen wie eine langjährige Fachkraft. Englische Jobtitel kennzeichnen Mitarbeiter*innen, die mehr berufliche Erfahrung haben, mit ‘Senior’. Damit ist die Rangordnung und ebenso die Gehaltsklasse klar. (Beispiel: Sales Manager vs. Senior Sales Manager)

Die Hardskills 

Deine Ausbildung, Studium, Weiterbildungen, Fortbildungen etc. kann deine Gehaltsverhandlungen genauso beeinflussen. So kannst du bei Gehaltsverhandlungen mit einem Studienabschluss zwischen 200 und 400 Euro auf einen normalen Angestelltengehalt aufschlagen.  

Größe des Betriebs und Standort 

Auch die Größe eines Unternehmens spielt bei den Gehaltsverhandlungen eine Rolle. Die Personalverantwortlichen scheinen in Konzernen ab 500 Mitarbeiter*innen einen größeren Spielraum bei Gehaltsverhandlungen zu haben. Auch in großen Städten wird mehr bezahlt als in wirtschaftlich schwächeren Regionen.

Gehaltsverhandlunge

Die Vorbereitung für Gehaltsverhandlungen sind das A und O.

Gehaltsverhandlungen beim Jobwechsel 

Eine höhere Gehaltserhöhung setzt man eher nur dann an, wenn man den Job wechselt oder dich jemand für ein anderes Unternehmen abwerben will. In deiner Vorbereitung sollte nicht nur die direkte Gehaltsanpassung einfließen, sondern auch indirekte Varianten wie zusätzliche Urlaubstage, fixe Home-Office-Tage, ein Sabbatical, Rabatte oder Gutscheine. Ist dein*e Chef*in wirklich ein harter Brocken, erweichen ihn*sie solche Kompromissvorschläge vielleicht eher.

Bereite dich auf die Gehaltsverhandlungen vor 

Erstelle eine Liste mit erfolgreichen Projekten oder Leistungen, die du zum Abschluss gebracht hast. Halte auch die Dinge fest, die du täglich erledigst und ebenso wie die Dinge, die du ganz selbstverständlich zusätzlich machst. Letzteres ist bereits ein gutes Argument für deine Gehaltsverhandlungen. 

Als Nächstes solltest du dir Gedanken darüber machen, welchen Mehrwert das Unternehmen durch deine Leistungen und bereits umgesetzte Projekte bekommen hat und welche Ziele durch dich in Zukunft noch erreicht werden können.  Das gehört ebenso auf die Gehaltsverhandlungsliste. 

Ebenso ein wichtiger Punkt für die Liste sind die Kund*innen, die du an Land gezogen hast, Prozesse, die durch dich erleichtert oder optimiert wurden, Kosten, die durch dich eingespart werden konnten etc. Diese Punkte verdeutlichen, dass du die Gehaltsanpassung „verdient hast“ und zukünftig „verdienen wirst“.    

Der Ton macht auch bei den Gehaltsverhandlungen die Musik 

Du könntest versuchen statt den Worten „mehr Geld“ oder „Gehaltserhöhung“, das Wort „Gehaltsanpassung“ zu verwenden. Du könntest jetzt sagen das ist Wortklauberei, doch wenn auch nur die winzige Chance besteht, deine*n Verhandlungspartner*in etwas offener zu stimmen, könntest du es durchaus versuchen. Ganz nach dem Motto:

Hüfts nix, schodts nix.

Wichtig ist auch dein Auftreten. Du musst das Mittelmaß finden zwischen kleiner Maus und König des Dschungels finden. Wenn du unverschämt oder gar respektlos rüberkommst, hast du nicht nur die Gehaltsverhandlungen vergeigt. Formuliere deine Gehaltsanpassung konkret, sachlich und ruhig. Rechne mit einer Gegenfrage des*der Vorgesetzten. Darauf hast du dich ja vorbereitet. Behalte im Hinterkopf, dass du nicht als Bittsteller*in in die Gehaltsverhandlungen gegangen bist.  

Was, wenn die Gehaltsverhandlungen nicht den gewünschten Effekt haben? 

Wie zu Beginn schon angesprochen sind Arbeitgeber*innen nicht zu Gehaltsanpassungen verpflichtet. Der Erfolg ist auch ganz abhängig von deinem Verhandlungsgeschick. Wie gehst du also mit einem „Nein“ souverän um? Denn du willst dir mit deiner Reaktion zukünftige Chancen bei Gehaltsverhandlungen nicht verbauen.

Absolutes No-Go in so einer Situation ist Erpressung, beispielsweise mit:”Wenn ich das nicht bekomme, dann kündige ich!”. Das setzt deine zuvor sachlich vorgebrachten Argumente schachmatt und erschwert dir mit Sicherheit zukünftige Gehaltsverhandlungen enorm. Ob Chef*in oder nicht, aus Erpressungen entsteht in den seltensten Fällen etwas nachhaltig Gutes, im Gegenteil. 

Sollte deine Gehaltsverhandlung fehlschlagen, solltest du cool bleiben . Greif nicht nach dem irrationalem Strohhalm deiner Kindheit und reagiere mit Aufstampfen, Weinen oder Schreien. Denn genau dieses Bild bleibt negativ im Gedächtnis.

Zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal Gehaltsanpassung verhandeln 

Manche Verhandlungen gehen in die zweite und manche sogar in die dritte Runde. Natürlich nicht gleich eine Woche nach den ersten Gehaltsverhandlungen, aber nach einem halben Jahr kannst du irgendwann wieder an die Tür deines*deiner Vorgesetzten klopfen. Möglicherweise kannst du dann die im ersten Gespräch prognostizieren Ziele als Erfolg vorweisen. Dein Gegenüber weiß nun auf alle Fälle, dass du beharrlich verhandelst und nicht bis zur nächsten Gehaltsverhandlung Däumchen drehst, sondern mehr Gründe und Belege für eine Gehaltsanpassung schaffst.

Gehaltsverhandlungen- So verhandelst du richtig

Wenn die Gehaltsverhandlungen trotz guter Vorbereitung nicht klappen – cool bleiben, das nächste Mal.

Wenn es sich „ausverhandelt“ hat 

Ist der negative Ausgang deiner Gehaltsverhandlungen nur das i-Tüpfelchen, dann ist es möglicherweise an der Zeit, sich nach einem neuen Job umzusehen. Bist du dir sicher, dass deine Leistungen und Fähigkeiten bei anderen in der Branche höher honoriert werden, solltest du dein Glück versuchen. Stell dir aber vor deinem Jobwechsel noch diese fünf Fragen:

  • Bist du in deinem aktuellen Job oder in deinem Beruf unzufrieden?

  • Was sind die genauen Gründe für deine Frustration?

  • Willst du in der gleichen Branche bleiben oder kommt sogar ein Branchenwechsel infrage?

  • Welchen Beruf möchtest und kannst du überhaupt ausüben?

  • Hast du dir über die Risiken und Folgen Gedanken gemacht?

Mehr zu diesem Thema findest du in unserem Artikel: Ist es Zeit für einen Jobwechsel? Oder besuche gleich unsere Jobbörse: