Fehlende Praxis der Lehrlinge wegen Covid-19?

Viele Unternehmen in Österreich hatten während der Corona-Krise mit Einschränkungen oder gar Stillstand und Schließung ihres Betriebs zu kämpfen. Für Unternehmer und Mitarbeiter war diese Situation schwierig, doch nun können alle aufatmen.

Alle? Nein, nicht alle. Es gibt Gruppen, die haben mit längerfristigen Folgen der Pandemie zu kämpfen: Die fehlende Praxis der Lehrlinge ist eine davon. Warum das so ist und was Betriebe und Berufsschulen dagegen getan haben, erfährst du hier.

Distance Learning und eingeschränkte Lehrbetriebe

In Österreich haben wir ein duales Ausbildungssystem. Während einer Lehre bedeutet das, dass die Auszubildenden Theorie in der Berufsschule und Praxis im Lehrbetrieb vermittelt bekommen. Während Covid-19 sah dies allerdings anders aus.

Die Berufsschulen schlossen und der Unterricht wurde über das Distance Learning weitergeführt. Für manche Lehrlinge war diese Umstellung kein Problem. Doch ein großer Teil stand vor dem Problem der fehlenden digitalen Ausstattung. Da nicht nur Lehrlinge zu Hause bleiben mussten, sondern auch ältere und jüngere Geschwister sowie ihre Eltern, stand oft kein ruhiger Platz zum Lernen zur Verfügung.

Hinzu kam, dass Jugendliche, die mehr oder ausführlichere Erklärungen zum Lehrstoff brauchten, unbegleitet auf der Strecke blieben. Pädagogen/innen bemühten sich, viele waren aber mit der Situation schlichtweg überfordert.

Während sich beispielsweise der Handwerksbereich relativ stabil hielt, waren andere Berufsgruppen und Branchen wie Kosmetiker, Gastronomie, Tourismus, Reisebranche aber auch Einzelhandel schwerer betroffen.

 

Lehrbetriebe ließen Lehrlinge nicht im Regen stehen

Engagierte Lehrbetriebe taten ihr Bestes, um die Lücke der fehlenden Praxis der Lehrlinge im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu füllen. So übten Friseurlehrlinge an Puppenköpfen, in manchen Betrieben wurden separate „Werkräume“ eingerichtet. Aber auch digital wurden Tools genutzt, um der fehlenden Praxis der Lehrlinge durch selbst zu erarbeitende Wochenaufgaben, Lehrvorführungen und Lehrvideos im Homeoffice entgegenzuwirken. Was bleibt ihnen auch anderes übrig.

Das Berufsausbildungsgesetz sieht keine Verlängerung der Lehre wegen fehlender Praxis der Lehrlinge durch eine Pandemie vor. Auch die Kriterien der LAP verändern sich nicht. Die Kommissionen haben Verständnis für die jeweiligen Situationen, lassen fehlende Praxis der Lehrlinge aber als Grund zum „Durchwinken“ nicht gelten.

Fehlende Praxis der Lehrlinge wettmachen

Doch die Jugendlichen wollen das auch gar nicht. Auch andere Generationen waren mit Schwierigkeiten auf ihrem Ausbildungs-, Arbeits-, und Lebensweg konfrontiert. Deshalb werden sie noch lange nicht als verloren bezeichnet. Wie bei allem im Leben kommt es darauf an was man daraus macht.

Mag sein, dass es jetzt hier und da noch das Problem der fehlenden Praxis gibt, doch die Corona-Lehrlinge haben gezeigt, dass sie sich nicht unterkriegen lassen. (Tipps für deine Karriere findest du hier.)

Letztendlich entscheidet Fleiß, Eigeninitiative, Motivation und Engagement darüber, wie die eigene Zukunft aussieht und das, war auch vor der Corona Krise so.