FAQ: Flüchtlinge aus der Ukraine einstellen
In der Ukraine herrscht Krieg und tausende Menschen sind auf der Flucht. Natürlich nimmt auch Österreich Flüchtlinge aus der Ukraine auf. Viele der geflohenen Personen wollen arbeiten und Geld verdienen, was die österreichischen Unternehmen auf den Plan ruft. Gehören Sie zu den Unternehmer*innen, die einen Flüchtling aus der Ukraine einstellen wollen, aber nicht genau wissen, wie der Einstellungsprozess abläuft und was genau man für eine legale Anstellung tun muss? Wir haben die Antworten für Sie in diesem Artikel einfach und verständlich zusammengefasst.
Was ist die EU-Massenzustromrichtlinien?
Seit Anfang März sind die EU-Massenzustromrichtlinien in Kraft. Das bedeutet, dass Flüchtlinge aus der Ukraine rasch einen Aufenthaltstitel erhalten. Diese Richtlinien erlauben den Geflohenen den Zugang zum Arbeitsmarkt, zu Sozialleistungen, Wohnraum, medizinischer Versorgung ebenso wie zu Bildungsangeboten.
Wer erhält das Aufenthaltsrecht?
Handelt es sich bei den Geflohenen um ukrainische Staatsangehörigen, sonstige Drittstaatsangehörige oder Staatenlose mit internationalem Schutzstatus in der Ukraine, oder Familienangehörige, gilt für sie das Aufenthaltsrecht bis zum 3. März 2023.
Was braucht ein Flüchtling aus der Ukraine, damit ich ihn anstellen kann?
Grundsätzlich ist die Beschäftigung eines Flüchtlings aus der Ukraine dann möglich, wenn die geflohene Person den Ausweis für Vertriebene erhalten hat.
Die Karte für Vertriebene bekommen jene Flüchtlinge aus der Ukraine, die ihre Staatsbürgerschaft nachweisen können. Danach muss allerdings noch die AMS die Beschäftigungsbewilligung ausstellen.
Quelle: APA/TOBIAS STEINMAURER
Wo beantragt man den Ausweis für Vertriebene?
Der Ausweis für Vertriebene wird automatisch ausgestellt, wenn sich eine geflohene Person aus der Ukraine in der entsprechenden Registrierungsstelle registriert hat. Zu finden sind diese Registrierungsstellen bundesweit vor allem in Dienststellen der Polizei.
Welche Dokumente benötigen Flüchtlinge aus der Ukraine dafür?
Für die Registrierung ist ein Personaldokument (sofern vorhanden) oder ein Meldezettel (sofern Unterkunft in Österreich schon bezogen) notwendig.
Was ist die Beschäftigungsbewilligung?
Die Beschäftigungsbewilligung muss entweder durch den oder die Arbeitgeber*in beantragt werden oder wird bei der Vermittlung durch das AMS amtswegig erteilt. (Antrag der Beschäftigungsbewilligung downloaden oder direkt online erledigen.) Um das Formular richtig auszufüllen, benötigt man die persönlichen Daten des ukrainischen Flüchtlings und den Ausweis für Vertriebene. Auch Ausbildungsnachweise, Qualifikationsnachweise sowie einem Lebenslauf sollten nachgefragt werden.
Was kostet die Beschäftigungsbewilligung?
Die Kosten für die Beschäftigungsbewilligung belaufen sich auf eine Verwaltungsabgabe von 6,50 Euro.
Wie lange ist die ausgestellte Beschäftigungsbewilligung gültig?
Die Gültigkeit der Beschäftigungsbewilligung ist abhängig vom Arbeitsverhältnis. Handelt es sich um einen befristeten Job, gilt die Beschäftigungsbewilligung bis zum Ende der Befristung, maximal allerdings zwölf Monate. Die maximale Gültigkeit von zwölf Monaten gilt auch für eine unbefristete Stelle. Für eine*n ukrainischen Arbeitnehmer*in gilt die Beschäftigungsbewilligung derzeit maximal bis zum 3. März 2023, da dann der Vertriebenenstatus ausläuft.
Kann ein*e Arbeitgeber*in danach Antrag auf Verlängerung der Beschäftigungsbewilligung stellen?
Dazu gibt es zwei Varianten. Verlängert die EU den Vertriebenenstatus offiziell, wird es bestimmt auch möglich sein, eine Verlängerung der Beschäftigungsbewilligung zu beantragen.
ACHTUNG – Man muss die Verlängerungen immer schon vor Beendigung der Beschäftigungsbewilligung beantragen. Ist dies nicht gemacht worden, ist die Beschäftigung des Flüchtlings aus der Ukraine illegal und man riskiert Strafen.
Wird der Vertriebenenstatus nicht verlängert, muss man vor Ende der Beschäftigungsbewilligung einen Aufenthaltstitel für den Flüchtling beantragen.
In welchen Bereichen darf man einen Flüchtling aus der Ukraine anstellen?
Man darf Flüchtlinge aus der Ukraine in allen Bereichen beschäftigen, wenn sie eine Beschäftigungsbewilligung erhalten haben. Dies gilt auch für Branchen wie Tourismus, Land- und Forstwirtschaft. Der Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt ist derzeit unbeschränkt.
Müssen Flüchtlinge aus der Ukraine Deutschkenntnisse nachweisen?
Ob Deutschkenntnisse nachgewiesen werden müssen, ist ganz abhängig von den Jobanforderungen des*der Arbeitgeber*in. Verfügt jemand nicht über die notwendigen Deutschkenntnisse, sind Deutschkurse für eine langfristige Integration zu empfehlen. Man bietet Deutschkurse mittlerweile schon reduziert an. (Weitere Informationen dazu gibt es bei den ÖIF.)
Wann muss der Flüchtling aus der Ukraine die Stelle antreten?
Die geflohene Person muss die Beschäftigung innerhalb von sechs Wochen ab Erteilung der Beschäftigungsbewilligung aufnehmen, ansonsten ist diese nicht mehr gültig. Die Bewilligung gilt nur für bestimmte berufliche Tätigkeiten an allen Standorten des Betriebs.
Um Flüchtlinge aus der Ukraine anzustellen, müssen ein Ausweis für Vertriebene und eine Beschäftigungsbewilligung vorhanden sein.
Was muss man dem AMS melden?
Ja, der*die Arbeitgeber*in muss den Arbeitsbeginn und das Ende des Arbeitsverhältnisses einer ausländischen Arbeitskraft binnen drei Tagen dem zuständigen AMS mitteilen. Die Beschäftigungsbewilligung verliert ihre Gültigkeit, wenn das Dienstverhältnis vorzeitig endet.
Welche Voraussetzungen muss der*die Arbeitgeber*in erfüllen?
Auch als Arbeitgeber*in muss man Voraussetzungen erfüllen, damit man einen Flüchtling aus der Ukraine anstellen darf, dazu zählen
- die Einhaltung der Lohn- und Arbeitsbedingungen,
- Arbeitsaufnahme erst nach Erteilung der Beschäftigungsbewilligung,
- keine unbewilligten Beschäftigungen binnen Jahresfrist vor Antragstellung,
- Verständigung des Betriebsrates,
- Arbeitskräfteüberlassung ist dabei nicht zulässig.
Wie lange dauert es derzeit, bis ein Flüchtling aus der Ukraine eine Stelle antreten kann?
Der Prozess für das Aufenthaltsverfahren von Flüchtlingen aus der Ukraine ist neu, deshalb kann es durchaus mehrere Wochen dauern, bis alle Rädchen wie geschmiert ineinandergreifen und man den Rückstaus aufgearbeitet hat. Die Behörden bemühen sich darum, dass die Ausstellung der Ausweise rasch vonstattengeht.
