Abwerbung - Das solltest du wissen und beachten

Hilfe ich werde abgeworben

Die derzeitige Arbeitsmarktsituation bringt viele Unternehmen dazu, sich auch bei Konkurrenzunternehmen nach geeigneten Mitarbeiter*innen umzusehen. Ganz nach dem Motto: Versuchen kann man es ja, könntest auch du ein Jobangebot eines Konkurrenzunternehmens erhalten. Doch wie geht man mit einer Abwerbung um? Was sollte man bei der Entscheidung berücksichtigen und welche rechtlichen Dinge müssen beachtet werden? Alles dazu findest du in diesem Artikel. 

Es gibt wohl kein größeres Kompliment für eine*n Arbeitnehmer*in als den Anruf oder die E-Mail eines Headhunters oder Personalers, der einen abwerben will. Komplimente, Angebote, die einem das Wasser im Mund zusammen laufen lassen und/oder Benefits, die beinahe lächerlich sind, können die Neugier wecken.

Und ganz schnell wird dann aus einem “ich-bin-meinem*r-Arbeitgeber*in-treu” ein “ich-will-ja-nur-mal-reden”. 

Was solltest du bei einer Abwerbung unbedingt beachten?

Ja, eine Abwerbung ist ein Kompliment für dich und eine Chance. Wer würde sich bietende Chance nicht ausloten? Du solltest allerdings ein paar Dinge beachten:

Freizeit und Privatnummer 

Die wichtigste Sache ist wohl, Telefonate, Gespräche, Chat- oder E-Mailverkehr in die Freizeit und auf private Geräte zu verlegen. Solltest du also auf deinem Firmentelefon oder während deiner Arbeitszeit den Anruf eines Headhunters oder Personalers erhalten, verweise ihn oder sie in deine Freizeit und führe den Rückruf mit deiner Privatnummer aus. 

Halte dich zurück 

Lass dich niemals beim ersten Gespräch abwerben. In anderen Lebensbereichen würde man sagen, du wärst leicht zu haben. Auf beruflicher Ebene wirft der schnelle Jobwechsel die Frage auf, wie es generell um deine Loyalität und Beständigkeit steht. 

Abwerbung - Das solltest du wissen und beachten(1)

Eine Abwerbung ist Chance und Herausforderung zugleich.

Verschiedenheit

Gib auf keinen Fall branchen- oder firmeninterne Informationen in Gesprächen mit einem Headhunter preis. Du solltest auch nicht bei denen Kolleg*innen herumposaunen, dass du dich vielleicht abwerben lässt, das könnte dich schneller zu einem Jobwechsel zwingen, als dir vielleicht lieb ist. 

Recherchieren und Fragen  

Nach dem Erstgespräch solltest du dich hinsetzten und recherchieren. Bring so viel über das Unternehmen und wenn möglich auch über den Headhunter in Erfahrung. Notiere dir Fragen, die du bezüglich Unternehmen, Position und dem Personalverantwortlichen hast und lass dir Referenzen übermitteln. Ein Jobwechsel hat immer Auswirkungen auf dein Leben, triff also keine übereilten Entscheidungen, sondern prüfe sorgfältig die Fakten und dann hör auf deinen Bauch. 

Was solltest du bei einer Abwerbung unbedingt beachten? 

Es gibt Methoden, die als wettbewerbswidrig gelten und nicht erlaubt sind. Beispielsweise, wenn du von einem Headhunter zum Vertragsbruch aufgefordert wirst, sollten das die Alarmglocken in deinem Kopf läuten lassen. Dies kann nicht nur Vertragsstrafen für dich nach sich ziehen, sondern wirft kein besonders seriöses Licht auf den Headhunter, mit dem du es zu tun hast. 

Eine weitere wettbewerbswidrige Methode ist tatsächlich lügen und manipulieren. Dabei geht es nicht nur um das direkte Kommunizieren von Falschinformationen, sondern auch um ihre Andeutung. (Firmenübernahme, Insolvenz) 

Kann einer Person nachgewiesen werden, dass sie Mitarbeiter*innen abwirbt, obwohl kein Job zur Verfügung steht und somit nur der Zweck verfolgt wird, dem Konkurrenzunternehmen zu schaden, ist dies wettbewerbswidrig und die Abwerbung unzulässig. 

Abwerbung - Das solltest du wissen und beachten (2)

Lass dich bei einer Abwerbung nicht durch funkelnde Ausschmückungen blenden.

Warum muss man immer die Konkurrenzklausel bei einer Abwerbung berücksichtigen? 

Ein Punkt, den manche übersehen, ist die Konkurrenzklausel. Diese verbietet nämlich ganz klar eine Abwerbung. Wenn du dir also nicht sicher bist, ob dein Arbeitsvertrag eine Konkurrenzklausel beinhaltet, solltest du ihn schleunigst herauskramen und nachlesen. 

Grundsätzlich enden Konkurrenzklauseln mit dem Ende des Arbeitsverhältnisses, außer es wurde explizit ein Zeitraum über das Vertragsende hinaus festgelegt. Dies ist möglich und kann sogar bis zu einem Jahr dauern. Bei Nichteinhaltung der Konkurrenzklausel sind Strafen vom Sechsfachen des letzten Monatsgehaltes erlaubt. Die genaue Summe kann aber auch vertraglich geregt. 

Was kann für eine Abwerbung sprechen?

Oft blendet ein sehr viel höher Gehalt die Kandidat*innen einer Abwerbung. Bei überdurchschnittlichen Angeboten solltest du ganz genau hinschauen. Fragen wie: 

  • Handelt es sich hier um ein befristetes Dienstverhältnis?

  • Gibt es eine Probezeit? Wie lange dauert sie?

  • Welche Aufgaben sind mit der neuen Position verbunden?

  • Fühlst du dich der Verantwortung gewachsen?

  • Gibt es Entwicklungs- und Aufstiegschancen?

  • Gibt es Entwicklungs- und Aufstiegschancen?

  • Wie einschneidend wären die privaten Veränderungen?

  • Verbessert der neue Job deine berufliches und privates Leben?

Eine Abwerbung sollte wirklich nur dann infrage kommen, wenn dein Leben beruflich und privat davon profitiert. Und ich spreche hier nicht nur vom Gehalt. Stell dir vor, du bekommst einen Job angeboten, bei dem du gleich verdienst, das Unternehmen den Fokus allerdings auf eine ausgewogene Work-Family-Balance legt. Hinzu kommt ein fixer Platz im Betriebskindergarten, ein um die Hälfte reduzierter Arbeitsweg sowie Aufstiegschancen. Du siehst, Geld muss nicht immer der ausschlaggebende Faktor sein. 

Welche Risiken gibt es bei einer Abwerbung? 

Der neue Job funkelt und glänzt, aber ob er tatsächlich das hält, was er verspricht, stellt sich im Endeffekt erst heraus, wenn du die Stelle angetreten bist. Vorher ist alle ein Verkaufsgespräch, bei dem der Personaler versucht, sein Produkt (Job) an den richtigen Mann oder die richtige Frau zu bringen. 

Sollten firmeninterne Probleme (Mobbing) der einzige Grund sein, den Job wechseln zu wollen, solltest du dir darüber Gedanken machen, warum dieses Problem entstanden ist und ob es dich ins neue Unternehmen verfolgen könnte. 

In deinem bisherigen Unternehmen hast du einen sicheren Arbeitsplatz und du bist ein*e geschätzte*r Mitarbeiter*in. Die gekonnt ausgeschmückten Ausführungen des Headhunters können diese wichtigen Fakten in den Hintergrund rücken, doch vergiss nicht: 

Du wurdest zwar abgeworben, doch im neuen Job beginnst du immer von vorne. Du hast keinen langjährigen Kundenstamm, deine Sporen musst du dir erst verdienen und den Respekt der Kolleg*innen erst erarbeiten. Es gibt kein gemachtes Nest, im Gegenteil. 

Brauchst du mehr Klarheit bei deiner Entscheidungsfindung, kann dir ein (Business)-Coaching helfen. Reflexion und eine kritische Betrachtungsweise der Situation kann dich dabei unterstützen, die beste Entscheidung für dich zu treffen. 

Fazit 

Ist dir ein Headhunter auf den Fersen, achte darauf, dass du nicht in wettbewerbswidrige Methoden involviert wirst und sei dir darüber im Klaren, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Recherchiere genau und hinterfrage alles im „Verkaufsgespräch“ mit dem Personaler. Eine Abwerbung bietet dir einerseits neue Chancen und Herausforderungen, andererseits musst du aber Altbekanntes verlassen. Bevor du eine Entscheidung trifft, ist es notwendig, alle Fakten genauestens zu prüfen und die eignen Beweggründe eines Jobwechsels kritisch zu hinterfragen.