Burnout - Alles zum Thema

Burnout – Bist du gefährdet?

Wenn du dich erkältest hast, deine Nase läuft, du hustest und dein Kopf zu explodieren scheint oder wenn du dir einen Magen-Darm-Virus eingefangen hast, tust du das einzig Richtige: Du gönnst dir eine Pause, gehst in Krankenstand und kurierst dich aus. Doch was tust du, wenn du dich mental nicht gut fühlst? Wenn du dich über einen längeren Zeitraum müde und niedergeschlagen fühlst? In den meisten Fällen ignoriert man die Gefühle, reißt sich zusammen und macht irgendwie weiter.  Doch genau dieses Vorgehen ist gefährlich und man kann in ein Burnout schlittern. In diesem Beitrag erfährst du alles zum Thema Burnout. 

Was ist Burnout und gibt es einen Unterschied zur Depression? 

Einfach ausgedrückt ist Burnout ein Zustand von unerträglicher emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung, der durch lang anhaltende Überforderung oder andauernde psychische Belastung am Arbeitsplatz ausgelöst wird.

Betroffene sprechen oft davon, dass sie sich “ausgebrannt” fühlen. Die Grenzen zur Depression sind nicht klar definiert und verlaufen oft fließend. Deshalb sagen viele Psychologen, dass sich ein unbehandeltes Burnout zu einer Depression entwickeln kann. 

Was sind die Anzeichen für ein Burnout? 

Ein Burnout kommt nicht über Nacht. Es ist eher ein schleichender Prozess, der über einen längeren Zeitraum stattfindet. Psychoanalytiker Herbert Freudenberger und seine Kollegin Geil North haben diesen langsamen Prozess 1992 in ihrem 12-Phasen-Burnout-Modell dargestellt.  

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Perfektion und Überengagement fordern ein Übermaß an Energie. So kann ein Burnout entstehen.

Wie beginnt also ein Burnout? 

1. Phase Burnout- Modell

Zu Beginn eines Burnouts wird extrem viel Energie für ein bestimmtes (zumeist berufliches) Ziel eingesetzt. Der Energieeinsatz übersteigt allerdings den Bestand bei Weitem. Betroffene überschreiten ihre eigenen Grenzen, erhöhen bei Müdigkeit zusätzlich den Druck auf sich selbst und missachten somit ihre Bedürfnisse. 

2. Phase Burnout- Modell

Betroffene erhöhen den Leistungsdruck immer weiter, um ihren eigenen Erwartungen gerecht zu werden. Hilfe wird dabei nicht in Anspruch genommen.

3. Phase Burnout – Modell

Obwohl der Körper bereits nach Ruhe verlangt, nach einer Möglichkeit wieder Kraft zu tanken, ignorieren die Betroffenen diese Anzeichen weitestgehend. Essenzielle Bedürfnisse wie Schlaf werden ausgeblendet und stattdessen mit vermeintlichen Hilfsmitteln wie Kaffee, Alkohol, Nikotin und in extremen Fällen sogar mit Stärkerem kompensiert.

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In den ersten Phasen des Burnout-Modells kann auch ein Coach oder ein*e Lebens- und Sozialberater*in eine wertvolle Unterstützung darstellen.

4. Phase Burnout- Modell

In dieser Phase sind die Anzeichen schon ziemlich deutlich, denn der Energiemangel wird immer spürbarer und ist kaum noch ignorierbar. Diese ständige Überbelastung führt dazu, dass sich Fehler einschleichen und Aufgaben nicht mehr erledigt werden können. Um noch irgendwo Energie aufzutreiben, geben in dieser Phase Betroffene häufig ihre Hobbys oder Freizeitaktivitäten auf.

Bis zur Phase 8 kann eine Beratung sinnvoll und der richtige Weg aus dem Burnout sein.  

5. Phase Burnout – Modell

Um den eigenen Ansprüchen gerecht werden zu können, arbeiten Betroffene gegen ihre eigenen Werte. Damit das auf Dauer funktioniert, beginnen Sie diese umzudeuten. Sie stumpfen ab und sehen nahestehende Personen als unzumutbare Belastung. Der persönliche Horizont verengt sich.

6. Phase Burnout – Modell

Betroffene ziehen sich immer mehr zurück und kapseln sich komplett ab. Sie verleugnen Probleme, werden immer zynischer und verbitterter. Sie sind ungeduldig und oft auch aggressiv im Umgang mit anderen Menschen. Viele leiden in dieser Phase bereits unter körperliche Beschwerden.

7. Phase Burnout-Modell

Ein weiteres Anzeichen für ein stetig heranwachsendes Burnout ist der Rückzug. Der*die Partner*in, Familie und Freunde werden immer mehr als Belastung angesehen.

Betroffene ertrinken in dieser Phase oft schon in Gefühlen aus Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit. Häufig wird in dieser Phase der Konsum von Alkohol und Medikamenten bedrohlich gesteigert. Sozialer Kontakt wird fast auf null reduziert.

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Mit dem steigendem Gefühl der Hilflosigkeit steigern manche Personen auch ihre Kompensationsmaßnahmen wie Alkohol, Medikamente oder Drogen.

8. Phase Burnout – Modell

Um die andauernden Gefühle der Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit zu ertragen, schotten sich Betroffene immer weiter ab.  Weitere Anzeichen für ein Burnout sind Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit. Zudem ist die Belastungsgrenze schon so weit überschritten, dass selbst gut gemeinte Ratschläge als Angriffe und schwere Kritik erlebt werden.

9. Phase Burnout – Modell

Personen in dieser Phase beschreiben sich als “Maschinen, die funktionieren (müssen).” Sie sehen ihr Leben als sinnlos und glauben, dass sie der festgefahrenen Situation niemals entkommen können. Sie achten nicht mehr auf ihre Gesundheit.

Kommt man als Betroffene*r in Phase neuen sollte man die Hilfe eine*r Psycholog*in in Anspruch nehmen. 

10. Phase Burnout -Modell

Aus dem Gefühl heraus, der Situation nicht entkommen zu können, entsteht das Gefühl der inneren Leere. Betroffene stehen am Rande des Abgrunds, sind völlig mutlos, fühlen sich leer, nutzlos und ausgebrannt. Angst- und Panikattacken treten auf.

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Ist man am Punkt der totalen Verzweiflung, sollte man unter allen Umständen eine*n Arzt*in aufsuchen.

11. Phase Burnout – Model

Nimmt der Betroffene bis zu dieser Phase keine Hilfe an oder erkennt, dass Hilfe notwendig ist, kommt es zur Depression. Totale Verzweiflung, Selbsthass und Erschöpfung bestimmen nun die Gedanken der betroffenen Personen. Selbstmordgedanken häufen sich.

Ab der 11. Phase  ist wegen der Gesundheitsgefährdung zusätzlich eine ärztliche Behandlung notwendig. Fühlst du dich persönlich betroffen, nimm bitte Kontakt mit einem Arzt*in auf.

12. Phase Burnout – Modell

Hier kommt es zum emotionalen Zusammenbruch und zum verheerenden Erschöpfungszustand. Die andauernde körperliche und seelische Überbelastung lässt Krankheiten entstehen. Diese Phase kann als  lebensbedrohlicher Notfall betitelt werden. 

Was passiert, wenn man ein Burnout ignoriert? 

Obwohl Burnout keine eigenständige Erkrankung ist, sondern eher ein ganzer Katalog von unterschiedlichen Symptomen, kann ein unbehandeltes Erschöpfungssyndrom zu psychisch – und somatischen Folgeerkrankungen führen. Beispiele dafür: Angst- und Panikattacken, Depression, Abhängigkeiten von Medikamenten, Alkohol, Drogen. Körperliche Erkrankungen und Symptome wie Tinnitus, Diabetes und Bluthochdruck können die Folge von einem unbehandelten Burnout sein. 

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Der eigene Anspruch an sich selbst alles perfekt zu machen, erhöht den Druck weiter und somit auch die Gefahr für ein Burnout. 

Wie kommt es zu einem Burnout? 

Kurz zusammengefasst kann man sagen, dass die andauernde Überforderung, der anhaltende Stress zusammen mit dem eigenen Leistungsdruck zu einer psychischen und physischen Überbelastung führen kann. 

Unterschiedliche Faktoren spielen zusammen: 

Beruflich: Zeitdruck, Leistungsdruck, das Gefühl, unentbehrlich zu sein, alle Verantwortung zu tragen, schlechte Führung etc. 

Privat: Fordernde Betreuungspflichten (Kinder, pflegebedürftige Personen), finanzielle Sorgen, Konflikte 

Die Person: hohe Ansprüche, Perfektionismus, fehlende Abgrenzung, mangelnde Erholung. 

Gesellschaft: Hohe Leistungsanforderungen, unrealistische Rollenbilder 

Wie wird ein Burnout festgestellt? 

Grundsätzlich wird ein Burnout durch eine*n Mediziner*in festgestellt. Da es sich aber nicht um eine Krankheit handelt, wird von Medizinern häufig der Klassifizierungscode (ICD-10-Schlüssel) für Depression oder für “Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung” im Attest eingetragen. 

Achtung, man hat es bereits mit einem ausgewachsenen Burnout der Phase 5,6, 7 oder 8 zu tun, sollte man immer professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen.  

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Erkennt man den Beginn eines Burnouts frühzeitig, kann man selbst noch die Reißleine ziehen.

Kann Burnout selbst geheilt werden? 

Wird ein*e Betroffene*r bei den ersten Anzeichen aktiv und ändern aktiv etwas an der Lebenssituation, kann ein Fortschreiten verhindert werden. Trotzdem sollte man immer auch professionelle Hilfe in Betracht ziehen. In den ersten Phasen eines Belastungssyndroms muss die nicht immer zwingend von einem*r Psycholog*in kommen. Auch ein Coach oder ein*e Lebens- und Sozialberater*in kann die nötige Unterstützung liefern. 

Erkennt man belastende Faktoren, kann man aktiv Veränderungen herbeiführen.  Das Gönnen von längeren Erholungsphasen,  gesunde und ausgewogene Ernährung, regelmäßiger Sport oder zumindest die regelmäßige Bewegung an der frischen Luft können zur Verbesserung beitragen. Besonders wichtig sind Maßnahmen zum Stressabbau und bewusste Auszeiten. Entspannungstechniken, autogenes Training, Atemübungen oder Übungen zur Achtsamkeit und Entschleunigung können sich sehr positiv auf Burnout-Betroffene auswirken. 

Wie wird das Syndrom von einem Profi behandelt?

Profis entlarven die inneren Antreiber, die die Entstehung des Burnouts vorantreiben. Manche eingefahrenen Glaubenssätze bestehen bereits seit der Kindheit und müssen erst bewusst werden.

Wurden diese erkannt, wird der*die Betroffene dabei unterstützt Strategien für mehr Gelassenheit, Abgrenzung, Entschleunigung etc. (individuelles bedürfnis- und lösungsorientiertes Vorgehen) zu entwickeln und diese im Alltag umzusetzen.

Schwierigkeiten können dabei die fehlende Geduld und Aggressivität der Betroffenen machen. Die Kombination aus Medizin, Psychotherapie und Entspannungstechniken sind bei der Behandlung eines Burnouts sinnvoll. 

Zu viel Stress führt zu Psychische Belastungen

Kämpft man bereits mit einer ausgewachsenen Depression können für einen kurzen Zeitraum Antidepressiva eingenommen werden.

Welche Medikamente helfen gegen Burnout?

Da Burnout keine Krankheit ist, sondern eher eine Ansammlung unterschiedlicher individueller Symptome, gibt es auch keine spezifischen Medikamente dagegen.

Personen, die bereits mit einer Depression zu kämpfen haben, können Antidepressiva als kurzfristige ergänzende Maßnahme für die akute Notfall-Phase erhalten. Die richtigen Antidepressiva für die jeweilige Person zu finden, kann allerdings etwas dauern.

Es kann zu Nebenwirkungen kommen die immer mit dem verantwortlichen Arzt*in besprochen werden sollten. 

Wie lange dauert es, sich von einem Burnout zu erholen? 

Da es sich um einen schleichenden Prozess handelt, der das innerste einer Person verändert, muss man davon ausgehen, dass der Weg zurück, oder sagen wir lieber aus dem Burnout, genauso lange dauert wie der Weg hinein.