Vaterkarenz

Es braucht mehr Papas in Väterkarenz!

Liebe Männer: Aufgepasst, wir sind im 21. Jahrhundert und ihr habt die Möglichkeit soviel Zeit mit euren Nachwuchs zu verbringen, wie noch nie zuvor. Warum also gehen nach wie vor so wenig Männer in Väterkarenz? Vielleicht weil niemand über die Rahmenbedingungen Bescheid weiß?

Denn diese haben sich verändert: Der Rechtsanspruch auf Elternkarenz gilt für beide Elternteile. In Österreich hat die Kinderbetreuung eine lange Tradition und wird auch dementsprechend sozial abgesichert und unterstützt. Somit sollte kein Papa mehr irgendwelche Bedenken haben.

In der Väterkarenz übernimmt der Papa die Hauptverantwortung

Vorweg, die Väterkarenz ist ein Teil der gesamten Elternkarenz. Mit der Geburt eures Kindes habt ihr die Möglichkeit auf einen Papamonat. Die eigentliche Karenzzeit beginnt aber erst nach dem Mutterschutz, also acht Wochen später. Leider könnt ihr nicht direkt im Anschluss an euren Papamonat in Karenz gehen. Warum? Weil ihr im Papamonat (nur) eine unterstützende Funktion für eure Frau, die im Mutterschutz ist, und euren Kind(ern) habt. Wenn ihr euch anschließend tatsächlich dafür entscheidet und in Karenz geht, dann ist die Mutter aus dem Haus und ihr übernehmt die Hauptverantwortung für den gesamten Nachwuchs.

Karenz, Väterkarenz – Was ist der Unterschied?

Mütter gehen grundsätzlich immer nach ihrem Mutterschutz in Karenz. Es gibt verschiedene Modelle zur Auswahl. Aktuell sehr beliebt sind die gehaltsabhängige und die klassische Variante bis zum zweiten Geburtstag des Kindes. Durch die Emanzipation ändert sich aber auch die Ideologie des klassischen Familienbildes. (Rollenbild Mutter und Vater in der Familie) Diese werden sowohl von Männern als auch von Frauen mitgetragen. Die meisten haben die Erfahrung in der eigenen Kindheit gemacht, dass die Mütter verantwortlich für die Kindererziehung sind. Der Vater ging arbeiten und sorgt für das Wohl der Familie.

Auch heutzutage gibt es diese klassische Rollenverteilung in vielen Familien. Nur weil es vom Gesetz her möglich ist, heißt es nicht, dass es jeder umsetzen muss. Es gibt diese Möglichkeit, aber sie muss auch zur Familie passen. Es bringt nichts, wenn Väter in Karenz “gezwungen” werden. Viele Männer sehen sich einfach nicht in der Lage, diese Verantwortung allein übernehmen zu wollen.

Und dann gibt es da noch die Mutter. Viele Frauen wollen diese kostbare Familienzeit nicht abgeben und sie am liebsten selbst konsumieren. Viele Mütter fordern diese Zeit auch ein. An dieser Stelle können ausnahmsweise mal die Männer eine Gleichberechtigung einfordern. Ein weiterer triftiger Grund, warum die Karenz gleichermaßen aufgeteilt werden sollte, ist der Wiedereinstieg in den Job für Frauen. Dieser wird nämlich immer schwieriger, denn in der heutigen Zeit müssen sie viel nachholen, haben womöglich Weiterbildungen versäumt und es könnte eine Degradierung bevorstehen. Natürlich werden solche Diskriminierungsansätze verboten, aber sie kommen nach wie vor vor. Und diese zu umgehen, nutzt es viel, wenn der Papa länger in Karenz geht.

Lange Rede kurzer Sinn, in Österreich haben beide Elternteile einen Anspruch auf Karenz und beide sind gleichberechtigt, sich um die Erziehung des Sprösslings zu kümmern. Allerdings ist bei Vätern die Option auf Elternkarenz leider noch immer nicht selbstverständlich. Im Vergleich dazu bleiben Mütter fast 1,5 Jahre lang zuhause. Aber warum ist das so?

Väterkarenz: Macht doch keiner?

Das beweisen leider auch Statistiken. Nur ca. vier Prozent aller Männer gehen in Väterkarenz. Und wenn sich einmal ein Papa dafür bereit erklärt, dann geht er nur kurz. Wir sprechen von maximal zwei Monaten, viele nehmen nur das Papamonat in Anspruch.

Papamonat Väterkarenz

Leider ist nach wie vor in den Köpfen der Männern verankert, dass sie, wenn sie in Karenz gehen, ihren Job verlieren oder einen Karriereeinbruch verzeichnen könnten. Doch das stimmt nicht mehr, denn es wird im Beruf alles akzeptiert, was das Gesetz vorschreibt. Somit ist eine Akzeptanz seitens des Arbeitgebers definitiv gewährleistet.

Während der Karenz besteht ein Kündigungs- und Entlassungsschutz. Dieser beginnt bereits vor der Geburt des Kindes und endet vier Wochen nach Ende der Karenz. 

Die Realität zeigt allerdings auch, dass einige (Klein-)Unternehmen nach wie vor nicht soweit sensibilisiert sind, dass sie die Väterkarenz tatsächlich anerkennen.

  • Flexibilität: Die Arbeitswelt ist noch nicht flexibel genug, um flächendeckend positiv hinsichtlich dieses Themas aufzufallen. Besonders in den (Groß-)Städten ist aber eine positive Tendenz zu erkennen.
  • Wiedereinstieg: Hier zeichnet sich auch ein erschwerter Einstieg ab, wie es auch bei den Müttern der Fall ist.
  • Finanzierung: In der Karenzzeit ist meistens mit einem wesentlich geringeren Gehalt zu rechnen. Die Bezugshöhe kann zwischen € 14,53 bis € 33,88 variieren. Am besten man kalkuliert dies bereits im Vorfeld. Die neue Regelung hinsichtlich des Kinderbetreuungsgeld findest du hier.

Deswegen arbeiten auch viele Väter während ihrer Karenzeit in Teilzeit weiter. Im Endeffekt reduzieren sie somit lediglich ihre Arbeitszeit und wollen mit allen Mitteln ihren Job und auch monatliches Einkommen behalten. Über alle gesetzlichen Grundlagen kannst du dir jetzt die letzte Sicherheitsgarantie holen.

Aber die Väterkarenz ist auch gut für die Karriere der Frau. Denn wenn Frauen die alleinige Verantwortung für die Kinderbetreuung tragen, arbeiten sie nicht nur weniger, sie verdienen auch weniger. Zudem wirkt sich eine lange Auszeit auch auf eine mögliche Beförderung aus. Das solltest du nicht vergessen, denn es geht um das Wohl der gesamten Familie.

Alle Vorteile im Überblick:

Männer, die die Väterkarenz in Anspruch genommen haben, profitieren nicht nur privat sondern auch beruflich davon:

  • Soziale Kompetenzen: Man sagt, dass Papas die aus der Väterkarenz zurück kommen, teamfähiger, verantwortungsbewusster und vor allem effizienter sind.
  • Grenzen verschwimmen: Die besagte Rollenverteilung wird verschoben und dadurch verändert sich auch die eigene Einstellung sowie die Persönlichkeit.
  • Das Band zum Kind. Die Beziehung zum Kind ist großartig und intensiv. Niemand kann diese wertvolle Zeit jemals ersetzen.
Väterkarenz

Es braucht mehr Papas in Väterkarenz

Aus Liebe zu den Kindern

Nicht nur für den Job ist eine Ausgewogenheit der Karenz von Vorteil. Denn Kinder, deren Väter sich zwischen vier bis sechs Monate um sie gekümmert haben, weisen positive Langzeiteffekte auf. Väter kümmern sich nach Jahren tatsächlich mehr um das Kind, als Väter die kürzer oder gar nicht in Karenz waren.

Des Weiteren sind Kinder aus Familien in denen die strikte Rollenverteilung nicht gelebt wird, viel selbstbewusster. Studien besagen, dass besonders Töchter später erfolgreicher im Job sind, weil sie das von ihrer Mama so vorgelebt bekamen, da sie nicht ausschließlich für den Haushalt und die Kinder verantwortlich war. Und Söhne, die lernen, dass ihr Papa auch im Haushalt mithilft und für die Kinder genau so viel da ist, wie ihre Mama, sie zeigen eine enorme soziale Stärke. Sie definieren Männlichkeit anders und denken verstärkter über einen sozial Beruf nach.

Bereit für deine Väterkarenz? So kannst du sie in die Tat umsetzen!

Für den Anspruch auf Väterkarenz gilt wie gehabt der gemeinsame Haushalt. Innerhalb der Elternkarenz ist ein Wechsel maximal zweimal möglich (Mutter-Vater-Mutter), wobei die Mindestzeit von zwei Monaten in Anspruch genommen werden muss. Es ist beim ersten Wechsel möglich, dass beide Elternteile gleichzeitig einen Monat in Karenz (Achtung! Nicht verwechseln mit dem Papamonat) gehen können, dadurch reduziert sich die Gesamtzeit. Es handelt sich um eine einmalige Ausnahme, die restliche Karenz darf nicht gleichzeitig konsumiert werden. Während der Karenz bezieht man kein Gehalt vom Arbeitgeber, man hat allerdings Anspruch auf Kinderbetreuungsgeld. Dieses ist abhängig von dem Modell für welches man sich entscheidet hat.

Checkliste für den Antrag auf Väterkarenz

Die Basis ist die Kommunikation mit deinem Arbeitgeber. Vor der Väterkarenz und auch währenddessen. Sie sollte vor allem ehrlich und immer korrekt sein. Natürlich sind auch einige Meldefristen und rechtliche Schritte zu beachten. Spare nicht am falschen Ort und schicke dem Arbeitgeber alle Meldungen eingeschrieben. Außerdem empfiehlt es sich grundsätzlich, alle karenzspezifischen Vereinbarungen immer schriftlich einzufordern.

  1. Wenn der Karenzbeginn direkt nach der Schutzfrist der Mutter sein soll, dann muss das bis spätestens acht Wochen nach der Geburt des Kindes gemeldet werden.
  2. Ein Karenzwechsel zwischen Mutter und Vater sollte frühestens vier Monate vor Beginn der Karenz beantragt werden. Der späteste Zeitpunkt ist innerhalb eines Monats.
  3. Karenzverlängerung. Es ist eine Verlängerung möglich, diese muss spätestens drei Monate vor Ablauf erfolgen.

Warum es mehr Papas wie euch braucht?!

Es ist nicht nur in puncto Gleichstellung von Mann und Frau wichtig. Nein, Kinder und Hausarbeit gehören generell fair aufgeteilt. Und dass bestätigen und wünschen sich auch 95 % der Österreicher/innen.

Du hast noch Zweifel? Es ist dein Kind! Du bist der Papa!

Also: Kinder betreuen ist wie Fahrradfahren. Am schwersten ist der Start, mit jedem Tritt wird es leichter. Väter, die in Karenz gehen, nehmen eine aktive Rolle in der Erziehung ein. Wer seine Kinder also kennt, verbringt auch gerne Zeit mit ihnen und sie passen sich auch dem Erziehungsberechtigten an. Probier es einfach aus, du wirst merken, dass Väter die im Papamonat oder in Väterkarenz waren, besonders motiviert sind, wenn sie ins Arbeitsleben zurückkehren und gleichzeitig Karriere machen können.

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